- Luzern
Luzern, schweizer. Kanton zwischen Bern, Aargau, Zug, Unterwalden und Schwyz gelegen, südl. mit Gebirgen bis zu 6000' Höhe, im Ganzen fruchtbar an Getreide und Obst, mit guter Viehzucht, zählt auf 27 2/3 QM. 132000 E. Die Verfassung ist dem Buchstaben nach demokratisch, gegenwärtig herrscht aber eine von der Bundesgewalt unterstützte Partei. Hauptstadt ist L. am Vierwaldstädtersee und der Reuß in sehr schöner Lage, von alten Mauern u. Thürmen umgeben, hat mehre schöne alte u. neue öffentliche Gebäude, 10200 E., lebhaften Verkehr. – Die Stadt L. entstand aus einem Hofe, den König Pipin dem Kloster Murbach im Elsaß schenkte; von Murbach erwarb sie Kaiser Rudolf durch Kauf, 1332 trat sie in die Eidgenossenschaft ein und erwarb bis 1415 durch Kauf und Eroberung ihr Gebiet, den Umfang des gegenwärtigen Kantons. 1815 wurde sie dritter Vorort, 1831 die Verfassung im liberalen Sinne abgeändert und da dem Volke das Ueberwuchern der Büreaukratie u. deren Feindseligkeit gegen die Kirche nicht gefiel, so wurde die Verfassung 1841 im demokratischen u. kirchlichen Sinne auf gesetzlichem Wege umgestaltet. Die Minderheit versuchte die Verfassung durch eine nächtliche Revolution in der Stadt, zu der ein vom Aargau unterstützter Freischaarenzug mitwirken sollte, hierauf durch den großen Freischaarenzug im März 1845, an dem sich Bern, Aargau, Solothurn und Baselland betheiligten, vergebens zu stürzen. Als jedoch L. an seine theologische Anstalt Jesuiten als Lehrer berief u. sein mit 6 andern kath. Kantonen abgeschlossenes Vertheidigungsbündniß nicht aufgeben wollte, so benutzte die radicale Schweiz dies als Vorwand zum sog. Sonderbundskriege. Dieser belastete L. mit einer Schuld von beinahe 2 1/2 Mill. Frcs., zu deren Tilgung der Verkauf der meisten Klostergüter nicht hinreichte; der ehemals wohlhabende Kanton ist ökonomisch zu Grunde gerichtet u. die jährlich wachsende Zahl der Verbrecher beweist den sittlichen Zerfall.
http://www.zeno.org/Herder-1854.