Hecker [2]

Hecker [2]

Hecker, Friedr., ehemal. Abgeordneter des bad. Landtages u. als Anführer des »Heckerputsches« weltbekannt, geb. 1811 zu Eichtersheim im Amt Wiesloch, wurde 1838 Oberhofgerichtsadvokat zu Mannheim u. trat 1842 in die 2. bad. Kammer ein, wo er durch seine kühne, feurige Beredsamkeit, sowie durch den wohlfeilen Eifer, den er in Wort und Schrift für den Rongeanismus bethätigte, rasch als ein Hauptvertreter der Opposition glänzte. Die Ausweisung, welche ihm 1845 gelegentlich einer Reise mit Itzstein nach Stettin in Preußen zu Theil wurde, trug namhaft bei, ihn in Süddeutschland zu einem Löwen des Tages zu machen. Die Ungeduld seines ehrlichen Republikanismus trieb ihn anfangs 1847 aus der Kammer, die erste Offenburger Versammlung im Herbst 1847, durch welche das Vorhandensein einer republikan. Partei bereits landeskundig wurde, bewog ihn zum Wiedereintritt u. der 24. Febr. 1848 versetzte ihn in eine fieberhafte Thätigkeit, welche bei seinem tiefen Hasse gegen das Bestehende sowie bei der großen Ueberschätzung seiner Person u. des Werthes seiner Anhänger bald eine unheilvolle Richtung einschlug. Nachdem er am 5. März zu Heidelberg die Permanenz des Vorparlamentes vergeblich durchzusetzen versucht, leitete er im unerschütterlichsten Vertrauen auf gleichzeitige Schilderhebungen in andern Ländern und auf die »Mündigkeit« des bad. Militärs seinen Putsch ein, der im April unter seiner Hauptanführung in Konstanz kläglich begann und am grünen Donnerstag (20. April 1848) bei Steinen und Kandern, wo General Gagern übrigens ohne unmittelbare Schuld H.s fiel, noch kläglicher endete. H. zog sich als Flüchtling nach Baselland zurück und schrieb den »Volksfreund«, ein vielfach an Danton und dessen Septembriseurs erinnerndes Blatt, wollte jedoch nichts vom »Struveputsch« wissen, sondern zog im Herbst nach Amerika, nachdem das Frankfurter Parlament beschlossen, ihm trotz wiederholter Wahl von Seite des Wahlbezirkes Thiengen im Kiekgau den Eintritt nicht zu gestatten. Als die Mairevolution von 1849 ausgebrochen, war es eine der ersten Maßregeln des Landesausschusses, den H. durch eine Deputation aus Amerika herbeiholen zu lassen, doch ehe derselbe kam, ging die schmähliche Katastrophe ihrem Ende entgegen und H. kehrte nach Saint Louis an den Missisippi zurück. Er soll gegenwärtig als Besitzer einer schönen Farm bei Belleville im Staate Illinois leben u. gründlich einsehen, daß die Deutschen keine alten Römer und die Union bei allen etwaigen Vorzügen noch immer kein Utopien sei. – H., Karl, der Bruder des Vorigen, lebt als Prof. der Medicin u. Director der chirurg. Klinik zu Freiburg i. Br. und ist als tüchtiger Lehrer und Arzt anerkannt.


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