- Hannibal
Hannibal, Name mehrer vornehmen Karthager; der berühmteste ist H. der Sohn des Hamilkar Barkas, geb. 247 vor Chr. Er folgte seinem Vater als Knabe nach Spanien, durch dessen Eroberung jener die Verluste im 1. Kriege gegen die Römer wieder ersetzte u. zugleich seiner Partei in Karthago gegen die aristokratische, die den Frieden mit Rom um jeden Preis erhalten wollte, das Uebergewicht verschaffte. Hamilkar hatte seinen Schwiegersohn Hasdrubal zum Nachfolger im Commando u. dieser 221 v. Chr. den Hannibal, der 219 den Krieg gegen Rom durch die Eroberung Sagunts, einer griech. Colonie in Spanien, die den Römern befreundet war, eröffnete. Darauf machte er seinen bewundernswürdigen Feldzug über die Pyrenäen, durch Gallien u. über die Alpen nach Italien, wo er den Römern sehr unerwartet aber auch mit einem sehr geschwächten Heere an dem obern Po ankam. Er gewann die Reiterschlacht am Ticinus gegen den Consul Scipio und dadurch den größten Theil der damals gall. Lombardei, schlug darauf beide consular. Heere in einer großen Schlacht an der Trebia und vernichtete ein neues Heer am trasymenischen See. Sein Plan ging dahin, Rom aller seiner italien. Bundesgenossen und Unterthanen zu berauben, und dazu wandte er abwechselnd, aber immer zur rechten Zeit, bald Ueberredung bald vernichtende Gewalt an u. seine Unternehmung wäre ihm ohne Zweifel gelungen, wenn die Gegenpartei in Karthago nicht jede nachhaltige Unterstützung des in Italien fechtenden Heeres verhindert hätte. Die Römer begegneten ihm unter Fabius Cunctator mit einer kräftigen Defensive, aber als sie dadurch Vortheile gewonnen hatten, überschätzten sie abermals ihre Heereskraft u. wagten die Schlacht bei Cannä (2. Aug. 216), wo sie die furchtbarste Niederlage erlitten. Nun kehrten sie wieder zu dem Kriegssysteme des Fabius zurück, vermieden jede Hauptschlacht, selbst als sie ihnen H. vor den Thoren Roms anbot und dieser verlor durch kleine Gefechte, Desertion und Krankheiten so viele Leute, daß er sich wohl in Unteritalien behaupten aber keine größere Unternehmung mehr ausführen, nicht einmal die Niederlage seines Bruders Hasdrubal, der aus Spanien ein Heer nach Italien geführt hatte, verhindern konnte. Scipios Angriff auf die karthag. Macht in Afrika rief den H. dahin; er verlor gegen den überlegenen Gegner die Schlacht von Zama, deckte aber die Stadt durch eine trefflich gewählte Stellung und setzte gegen seine eigene Partei die Annahme des von Scipio dictirten Friedens durch. Nun wurde er an die Spitze des Staates gestellt, ordnete dessen Verwaltung, wurde aber durch die Gegenpartei nur um so verhaßter und sollte auf das Drängen der Römer ausgeliefert werden. Er floh zu Antiochus, dem Könige von Syrien, der ihn im Kriege gegen die Römer nicht einmal verwandte, hierauf zu Prusias von Bithynien und nahm endlich Gift, als die Römer seine Auslieferung eben bewirken wollten (183). Napoleon nannte ihn den größten Feldherrn des Alterthums, welches Urtheil durch die Furcht der Römer, des staatsklugen u. kriegskundigen Volkes, bestätigt wird.
http://www.zeno.org/Herder-1854.