- Flibustier
Flibustier (von dem französ. flibot, leichtes Schiff), franz., engl. u. holländ. Abenteurer in Westindien seit dem Ende des 16. Jahrh., am zahlreichsten von 1625–90, welche als Seeräuber den Spaniern ungeheuren Schaden zufügten. Die Spanier sperrten ihre amerikan. Besitzungen den fremden Schiffen, konnten aber die westind. Inseln nicht hinreichend colonisiren, daher sich auf einigen derselben abenteuernde Seeleute niederließen, welche zum Theil der Ruf der amerikan. Schätze herbeigelockt hatte. Die blutige Strenge der Spanier machte die Räuber zu Helden; 1625 setzten sie sich auf der Insel St. Christoph fest, ließen sich jedoch schon 1630 auf Hayti nieder, wo sie besonders auf das verwilderte Rindvieh Jagd machten und darum Boucaniers (vom karaib. Boucan, Rost zum Dörren des Fleisches) genannt wurden. Glückliche Unternehmungen verschafften ihnen solchen Zulauf aus Europa, daß sie manchmal einen Schwarm von 30000 Menschen bildeten. Sie trieben nun nicht bloß Seeraub mit kleinen u. großen Kriegsschiffen, welche sie den Spaniern abgenommen hatten, sondern plünderten Inseln aus, z.B. St. Catharina unter dem Engländer Mansfield, eroberten Hafenstädte, 1666 Gibraltar bei Maracaibo unter dem Franzosen Nau genannt lʼOlonnais, 1683 Vera-Cruz unter den Holländern de Graff, van Horn und dem Franzosen Grandmont, 1684 Carthagena; unter Morgan, einem Engländer, unternahmen sie 1668 einen förmlichen Feldzug; sie nahmen Chagres und marschirten nach Panama, siegten vor den Mauern, erstürmten, plünderten und verbrannten die Stadt. Die engl. Insel Jamaika war ihr Hauptmarkt, dort versahen sie sich auch mit Kriegsbedarf. Wie sich Engländer, Holländer und Franzosen in Westindien festsetzten und die den Spaniern abgenommenen Inseln colonisirten, minderte sich die Zahl der F. und um 1730 hörte der Seeraub ganz auf, als ihn die Seemächte so gut wie Spanien verfolgten, weil es ihr Handelsinteresse gebot.
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