Vereinigte Staaten von Nordamerika

Vereinigte Staaten von Nordamerika

Vereinigte Staaten von Nordamerika engl. United States of North America, auch kurz V. S. oder nordamerik. Union genannt, nehmen die ganze Breite Nordamerikas zwischen den brit. Besitzungen und Mexiko ein, vom atlant. bis stillen Ocean, u. umfassen 135000 bis 140000 QM. Durch die Apalachen (Alleghanys) und die Fortsetzung der mexikan. Cordilleras, die Rocky Mountains, werden die V. S. in 3 große Abtheilungen geschieden: 1) in den östl. Abfall der Apalachen, das Gebiet des atlant. Oceans, welchem als schiffbare Flüsse der Hudson, Delaware, Susquehannah, Potomac, Savannah, Mobile etc. zueilen; 2) das ungeheure Becken des Missisippi zwischen den Apalachen und Rocky Mountains; demselben liegt das Gebiet der texanischen Flüsse und des Riogrande del Norte parallel; 3) der westl. Abfall der Rocky Mountains, das Gebiet des stillen Oceans mit den Flußsystemen des Columbia, Sacramento, Rio Colorado und dem abgeschlossenen Becken von Utah. Im Norden stößt die Republik an das Gebiet des Lorenzstroms mit den ungeheuren Süßwasserseen: Lake Superior, Erie, Huron, Ontario, Michigan, von denen aber nur letzterer den V. S. ganz angehört. Das Klima ist begreiflich auf einem solchen ungeheuren, verschieden geformten Gebiete sehr verschieden; vorherrschend ist das gemäßigte mit heißeren Sommern und kälteren Wintern, auch mit schrofferem Temperaturwechsel als in Europa; dem heißen gehören Texas, Florida und Louisiana theilweise an. Dem Klima entspricht die Production; in Texas u. Florida gedeiht noch der Kasse; dann folgt ein Strich, wo das Zuckerrohr, Baumwolle, Indigo und Reis angebaut werden; hierauf das Gebiet der gewöhnlichen Cerealien u. Obstsorten; auch der Weinbau ist von deutschen Einwanderern in Ohio mit Erfolg begonnen worden. Die Wälder liefern treffliches Bau- u. Nutzholz (Eichen-, Cedern- u. Fichtenarten), Zuckerahorn u.s.w.; europ. Viehzucht findet sich überall, in den weiten, öden Strichen und Wildnissen ist die Jagd von Bedeutung, die lange Küstenstrecke, die großen Seen u. Ströme bedingen die großartige Fischerei. Der Mineralreichthum der V. S. ist unermeßlich; Californien liefert Gold, Silber u. Quecksilber, dasselbe liefern die beiden Karolina, Georgien und Virginien; Kupfer findet sich am Obersee in unerschöpflichen Lagern, Blei am obern Missisippi; an Eisenerzen und Steinkohlen haben die V. S. noch reichere Flötze als selbst England. Die Bevölkerung übersteigt jetzt 26 Mill., während sie 1790 noch nicht 4 Mill. zählte. Vorherrschend ist der angelsächsische Stamm (die Angloamerikaner) mit allen Eigenthümlichkeiten desselben: Persönlicher Stolz und Unabhängigkeitssinn, physischer und moralischer Muth, Neigung zu religiöser Strenge, Thätigkeit und scharfer Blick in die Verhältnisse, rücksichtsloser Egoismus, Hartherzigkeit, Beharrlichkeit und Kühnheit. Der angelsächs. Stamm absorbirt die ganze Masse der Einwanderer, größtentheils Iren u. Deutsche, meistens schon in der ersten, jedenfalls in der zweiten Generation; selbst die franz. Bevölkerung Louisianas und die span. Floridas sind in dem angelsächs. Element aufgegangen. Die indian. Ureinwohner sind bis auf 400000 Köpfe untergegangen, und diesem Reste bereiten die vordringenden Hinterwäldler, in deren Augen die Indianer wenig besser als Raubthiere sind, in Verbindung mit Branntwein, Pocken und den Lastern der Civilisation ein nicht gar fernes Ende. Die Zahl der Sklaven (schwarzer und farbiger), die vorzüglich in den südl. Staaten gehalten werden, beträgt über 4 Mill. und ist im Zunehmen begriffen, obwohl die Einfuhr fremder Sklaven verboten ist. Staatsreligion gibt es in den V. S. keine, es herrscht vollständige Religionsfreiheit u. neben den vorwiegenden Episkopalen, Methodisten u. Baptisten bietet sich eine Musterkarte aller möglichen Secten dar, von denen die Mormonen die einzige sein dürfte, welche zu ernsten Conflicten führen wird; Katholiken gibt es gegen 4 Mill. mit 6 Erzbischöfen u. 30 Bischöfen, auch sind die meisten kirchlichen Orden u. Vereine bereits eingebürgert. Das Unterrichtswesen wird im Allgemeinen nicht vernachlässigt, obwohl kein Schulzwang für die Kinder besteht; der Amerikaner sieht nur auf das unmittelbar Praktische, daher ist z.B. das Studium der alten Sprachen entschieden vernachlässigt und sind die sog. Universitäten, deren es eine ziemliche Anzahl gibt, den deutschen in keiner Weise ähnlich, sondern eigentliche Fachschulen. Da jeder Angloamerikaner reich werden will, so sind das gemüthliche Nichtsthun u. Gehenlassen, das »hab' ich was ich brauche nur zur Zeit der Noth«, die poetische und unpoetische Träumerei etc. unbekannte Dinge; alles arbeitet, strengt sich an, speculirt, errafft u. erlistet seinen Vortheil (der Yankee ist sprichwörtlich wegen seiner Verschmitztheit und Speculationsgabe) und in Folge davon haben Ackerbau und jeder landwirthschaftliche Betrieb, Industrie u. Handel riesenmäßige Fortschritte gemacht. Den Beleg dazu liefert die Ausfuhr im Finanzjahr vom 30. Juni 1853 bis 1. Juli 1854, wie sie New-Yorker Blätter mittheilten: Baumwolle für 93596220 Dollars; Forstproducte für 11646571; Tabak, roh, für 10016046; Fischereiproducte für 3044301; Brotstoffe für 51190680; Producte der Viehzucht für 15325618; an Manufacten für 12754000; Kohlen für 443000; Eis für 202000; gemünztes u. ungemünztes Gold u. Silber für 38062570 Doll. Dagegen belief sich die Einfuhr während des gleichen Zeitraums auf 301494094 Doll.; vom 30. Juni 1854 bis 1. Juli 1855 betrug die Einfuhr 304562000, die Ausfuhr 278241000 Doll. Im J. 1789 war die Handelsmarine der V. S. 201562 Tonnen stark, 1854 betrug sie an Segelschiffen 4802902, an Dampfern 676607 Tonnen. Der Binnenverkehr ist ungemein begünstigt durch die großen Seen, das Flußnetz des Missisippi u. die vielen andern schiffbaren Flüsse; die großen Seen und der St. Lorenzstrom sind mit Hudson, Susquehannah und Missisippi durch großartige Kanalbauten verbunden (großer Eriekanal, Ohio-Chesapeakbaikanal, Ohio-Eriekanal, Wabash-Eriekanal, Illinois-Michigankanal). Eisenbahnen waren 1854 im Betrieb: 15571 Ml., im Bau begriffen: 11000 Ml. Das Postwesen ist trefflich organisirt, wirft aber nichts ab, sondern kostet den Staat, weil es als Beförderungsmittel des Verkehrs nicht als Einnahmsquelle betracht et wird; die Bruttoausgabe betrug im letzten Finanzjahre 9968342 Doll., die Einnahme 7342136 Doll. – Münzeinheit ist in den V. S. der Dollar = 100 Cents = 1 Thlr. 13 Sgr. 21/2 Pf. = 2 fl. 30 kr. rhein. = 2 fl. 6 kr. C.-M.; Gewicht u. Längenmaß ist wie in Großbritannien, Hohlmaß der Bushel = 8 Gallon = 36,35 franz. Litr. – Die Verfassung ist die einer demokratischen Bundesrepublik. Die Centralgewalt besteht aus dem Congreß: Repräsentantenhaus u. Senat, sowie aus dem auf 4 Jahre gewählten Präsidenten (der auf weitere 4 Jahre wieder wählbar ist). Der Congreß hat das Recht der allgemeinen Besteuerung und Gesetzgebung, die Controle des Staatshaushalts, das Recht über Krieg, Frieden, Handelsverträge, Anlehen, Patente zu ertheilen, Posten anzulegen, Gerichtshöfe einzusetzen, Maß, Gewicht und Münze zu bestimmen. In das Repräsentantenhaus senden die einzelnen Staaten auf je 40000 E. 1 Repräsentanten bei der allgemeinen, 2jährigen Wahl; dasselbe hat das ausschließliche Recht das Budget zu bestimmen. In den Senat schickt jeder Staat 2 Abgeordnete auf 6 Jahre; 1/3 wird jedes 2. Jahr erneuert; der Senat hat auch einen Theil der executiven Gewalt, indem alle Ernennungen des Präsidenten, die Verträge u. dergl. der Bestätigung durch den Senat bedürfen. Der Präsident, von den durch Urwähler erwählten Deputirten der einzelnen Staaten ernannt, besitzt die ausübende Gewalt, ist Oberbefehlshaber der bewaffneten Macht, beruft den Congreß, übt das Begnadigungsrecht, schließt Verträge und Bündnisse, ernennt Minister, Offiziere, Gesandte, Consuln, Post- und Zollbeamte, ertheilt allen Staatsacten seine Unterschrift. Sein Veto gegen die Bills des Congresses ist dahin beschränkt, daß er dieselben mit seinen Einwürfen dem Congresse zurückschickt, und wenn 2/3 aller Stimmen auf einer Bill beharren, er dieselbe sanctioniren muß. Sein Ministerium besteht aus 4 Staatssecretären: des Innern und Aeußern, der Finanzen, des Kriegs, der Marine; unmittelbar unter dem Präsidenten stehen: das Generalpostamt, das Oberaufsichtsamt des ostind. Handels, das Münzamt, das Generalfiscalat, der Befehlshaber der bewaffneten Macht. Präsident, Minister u. Congreß sind in Washington, der Bundesstadt, welche mit einem kleinen Gebiete unmittelbar unter dem Präsidenten steht. Jeder einzelne Staat muß 60000 E. zählen, ein Gebiet mit dieser Seelenzahl kann sich als Staat constituiren, muß aber seine Constitution der Centralgewalt zur Bestätigung vorlegen. Er leitet seine innern Angelegenheiten durch einen erwählten Gouverneur u. eine Generalversammlung (großer Rath). Für Gebiete ernennt der Präsident den Gouverneur. Die oberste Gerichtsbehörde für die V. S. ist der vom Präsidenten und Congreß ernannte Obergerichtshof zu Washington; er ist Appellationshof in Sachen des Staats und der fremden Gesandten; unter ihm stehen die Kreisgerichte, die unter der Leitung eines Mitglieds vom obersten Gerichtshof u. eines Bezirksrichters gehalten werden; dann folgen die Bezirksgerichte; der umreifende Bezirksrichter hält nach engl. Weise jedes Jahr 4 Sitzungen. Das Verfahren, öffentlich und mündlich, ist wie in England. Treten die Gerichte einzelner Staaten mit denen der Union in Concurrenz, so hat der Congreß das Recht dieselben aufzuheben. Die Grundlage des Rechts ist die engl. mit demokratischen Abänderungen. Berüchtigt ist die Lynchjustiz (s. d.). Der Staatshaushalt der V. S. ist durch die Gunst der natürlichen Verhältnisse und des Schicksals im blühendsten Zustande. Die Haupteinnahmen bilden die Einfuhrzölle: im Finanzjahre 1. Juli 1853 bis 30. Juni 1854 betrugen sie 64224290 Doll., sodann der Verkauf von Congreß- od. Staatsländereien während obiger Zeit für 8470798 Doll.; andere Einnahmen beliefen sich auf 854716 Doll., die Gesammteinnahme war also = 73549705 Doll.; zudem fanden sich im Staatsschatze fast 22 Mill. Doll. Ueberschuß; die Gesammtausgaben betrugen während der gleichen Zeit 75354630 Doll. Die Staatsschuld belief sich 1854 nur noch auf 34975456 Doll. und kann als getilgt betrachtet werden; dagegen figurirt in den Budgets der einzelnen Staaten die Staatsschuld noch mit großartigen Summen. – Das stehende Heer der V. S. beträgt gegenwärtig kaum 20000 Mann, die in einzelnen Forts der Gebiete Oregon, Kansas, Nebraska, Neumexiko etc. stationirt sind; zur Kriegszeit wird die Streitmacht durch Freiwillige verstärkt, indem ein Aufgebot der Miliz, die über 2 Mill. Mann beträgt, viele unbrauchbare Gemeine und Offiziere liefern würde. Die Kriegsflotte der V. S. betrug Ende 1855 nach den Angaben eines nordamerikan. Seeoffiziers: 1 Linienschiff von 120,5 von 90–100 Kanonen, sämmtlich Segler; Dampfer: 1 Fregatte von 60,3 von 40,2 von 14,4 von 10 Kanonen; Segelfregatten: 6 von 54,2 von 48 Kanonen; 4 Briggs von 12,12 Corvetten von 20,4 von 16 Kanonen; im Bau begriffen und der Vollendung nahe waren 4 Linienschiffe 2. Klasse und 6 schwere Dampffregatten; überdies liegt in den Arsenalen gut getrocknetes Schiffsbauholz und andere Baumaterialien in solcher Masse bereit, daß eine ganze Flotte in kürzester Frist ausgerüstet werden könnte. Die Union umfaßt gegenwärtig 31 Staaten: Massachusetts, New-York, Rhode-Island, New-Hampshire, Pennsylvanien, Maryland, Virginien, Nord- und Südcarolina, Connecticut, Georgien, New-Jersey, Delaware (die 13 alten Staaten); von 1791–1836 traten in die Union: Vermont, Kentucky, Tenessee, Ohio, Louisiana, Indiana, Missisippi, Illinois, Alabama, Maine, Missouri, Arkansas, Michigan; von 1836 bis 1850: Texas, Iowa, Florida, Wisconsin, Obercalifornien. Die 8 Territorien sind: Oregon, Washington, Minnesota, Utah, Neu-Mexiko, Nebraska, Kansas, das Indianergebiet. Der Bundesdistrict Washington steht unmittelbar unter der Bundesregierung. – Geschichte. Die Küsten der V. S. waren den Spaniern bekannt, aber von ihnen nicht benutzt, und als Walter Raleigh 1586 von denselben im Namen Englands förmlich Besitz nahm, begegnete er von Seite Spaniens keinem ernstlichen Widerstande. 1587, 1590, 1602 kamen die ersten engl. Niederlassungen zu Stande, die aber kein sonderliches Gedeihen hatten, weil sie auf bloßen Gewinn berechnet waren; erst als seit 1609 der religiöse u. politische Parteikampf in England ein neues Element der Auswanderung schuf, wurde die Kolonisation von Bedeutung. 1606 verlieh Jakob I. für baares Geld die ganze Küste einer Handelsgesellschaft, die sich 1609 in 2 Zweige, die von London und Plymouth, u. die Küste in Neu-England (vom 40–46° nördl. Breite) u. Virginien (vom 46–36° nördl. Breite) theilte. Die erste Kolonie war Virginien, das von der Londoner Gesellschaft die Grundlage seiner Verfassung erhielt (Gouverneur, Verwaltungsrath u. eine gewählte Versammlung); nach Neu-England (s. d.) wandten sich hauptsächlich die calvinistisch strengen, republikanisch gesinnten Puritaner, u. gründeten dort, wo die Krone sich aller Macht selbst begeben hatte, schon anfangs eine ganz republikanische Verwaltung. Als 1625 die Krone von den beiden Handelsgesellschaften ihren Freibrief zurückerhielt, konnte Karl I. das republikanische Wesen in Neu-England um so weniger hindern, als der Kampf gegen die Opposition in England selbst alle seine Kräfte in Anspruch nahm. Seit 1632 der kath. Lord Baltimore die Kolonie Maryland gegründet hatte, wandten sich auch die bedrückten engl. Katholiken nach Nordamerika; als der Bürgerkrieg in England selbst ausbrach, zogen sich die den Puritanern abholden Auswanderer vorzugsweise nach Virginien, nach 1660 aber verstärkten die auswandernden republikanischen Puritaner wieder die Ansiedlungen in Neu-England so massenhaft, daß der Minister Clarendon erklärte, die Kolonien seien zu Republiken verhärtet. Die Restauration colonisirte darum von sich aus u. etablirte in ihren Kolonien ein aristokratisches Element, indem die von ihr belehnten großen Grundeigenthümer den Boden an Erbpächter mit gewissen Vorbehalten vergaben u. ausschließlich politische Gewalt erhielten, welches System jedoch weder in Carolina, noch in Pennsylvanien auf die Dauer durchzuführen war. Erweitert wurde das Kolonialgebiet 1664 durch die Eroberung des holländ. Gebiets am Delaware u. Hudson (New- York), während sich die Schiffahrt durch den Verkehr mit den Flibustiern und später im span. Erbfolgekrieg hob; die Bevölkerung war so gewachsen, daß sie um die Mitte des vorigen Jahrh. bereits gegen 11/2 Mill. betrug, u. hauptsächlich durch ihre kräftige Mitwirkung gelang es England, die Franzosen aus Nordamerika zu vertreiben. Die Kolonien selbst waren von dreierlei Art: rein demokratische (Neu- England); königliche d.h. welche eine der engl. nachgebildete Verfassung hatten (New-York, Virginien, die 2 Carolina, New-Jersey, Georgia); Grundherrenkolonien d.h. welche ursprünglich einzelnen Familien angehörten (Maryland, Pennsylvanien, anfänglich auch beide Carolina u. New-Jersey). Dem Alter nach war die Reihe der Kolonien folgende: Virginien 1607; New-York, von den Holländern gegründet 1614, von den Engländern besetzt 1664; Plymouth, 1620 gegründet, 1692 mit Massachusetts vereinigt; Massachusetts 1628; Maine 1630, mit Massachusetts 1677 vereinigt; Maryland 1633; Connecticut, 1635 von Massachusetts angesiedelt; Newhaven 1637, mit Connecticut vereinigt 1662; Providence 1635 und Rhode-Island 1638, beide vereinigt 1644; Nordcarolina 1650, seit 1729 eigene Kolonie; Südcarolina 1670; Pennsylvanien 1682; Georgia 1733. An Reibungen mit der engl. Regierung hatte es nicht gefehlt, aber zu einem Aufstande gegen dieselbe war es nie gekommen, und die Wighregierung hob selbst 1719 das Grundherrenverhältniß auf, hielt jedoch wie die Torycabinete den Grundsatz der alten Kolonialpolitik fest, nach welchem der ganze Handelsverkehr u. namentlich die Versorgung mit Manufacten dem Mutterland gehören und die königl. Aemter in den Kolonien zur Versorgung einzelner begünstigter Personen aus dem Mutterlande dienen sollten. Unter Georg III., u. zwar, wie es heißt, auf dessen persönliche Anregung, machte 1764 das Ministerium Grenville den Versuch, die Kolonien von England aus zu besteuern, indem es auf brit. Waaren Eingangszölle legte; die Kolonien verwahrten sich dagegen, indem sie sich auf ihr Recht der Selbstbesteuerung beriefen; das engl. Parlament bestritt dies, verwandelte aber das Zollgesetz 1765 in eine Stempelacte, diese 1767 in eine sehr mäßige Theesteuer; aber die Kolonien verweigerten auch diese, und zwar wegen des Princips der Selbstbesteuerung, das sie aufrecht erhalten wollten. Das Volk sowie die gesetzgebenden Versammlungen der einzelnen Staaten bewiesen einen solchen übereinstimmenden Ungehorsam, daß der engl. Regierung nur die Wahl zwischen dem Aufgeben der Theesteuer oder der Anwendung von Waffengewalt blieb. Der erste Gewaltact erfolgte indessen von Seiten der Kolonisten zu Boston, wo am 18. Dez. 1773 eine Schiffsladung steuerbaren Thees in das Meer geworfen wurde; das engl. Parlament antwortete durch die Aufhebung der Verfassung von Massachusetts, die Sperrung des Hafens von Boston u. Truppensendungen; aber nun traten am 1. Sept. 1774 die Abgeordneten aller 13 Kolonien zu einem Generalcongreß zusammen, der die Maßregeln der engl. Regierung für ungesetzlich erklärte und Rüstungen anordnete. Als engl. Truppen aus Boston rückten, um die Kriegsvorräthe in Concord wegzunehmen, erfolgte am 18. April 1775 bei Lexington das erste Gefecht, ein zweites blutiges am 17. Juni, wo die engl. Truppen den verschanzten Bunkershill erstürmten. Dagegen rief der zweite Generalcongreß alle Milizen auf, und gab denselben in George Washington einen Feldherrn, welcher den Krieg dem Charakter seiner Landsleute und dem des Landes anzupassen verstand. Er nahm 1776 im März Boston, der Congreß erklärte 4. Juli 1776 die Unabhängigkeit der 13 Kolonien u. bewarb sich um die Hilfe europ. Mächte; dagegen mißlang ein Einfall in Canada vollständig, England warf ein Heer von 56000 Mann (zum Theil aus deutschen Soldaten, namentlich Hessen bestehend, die von ihren Fürsten an England verkauft wurden) nach Nordamerika, verstärkte die Flotte, und das Parlament verwilligte colossale Geldmittel. New-York wurde von Admiral Howe genommen, Washington aus seiner Stellung bei Whiteplains vertrieben, die Amerikaner auf Longisland geschlagen und Rhode-Island erobert; 1777 unterlag Washington bei Brandywine und Germantown und wurde Philadelphia genommen. Dies steigerte aber nur die Erbitterung der Kolonisten; die Milizen fanden sich um so zahlreicher ein und gehorchten williger, während die Staaten sich größere Geldopfer gefallen ließen; als daher General Bourgoyne mit 7500 Mann in das Innere des Staates New-York vordrang, verlor er die Hälfte der Mannschaft in unaufhörlichen Scharmützeln und mußte endlich umringt mit dem Reste am 16. August 1777 bei Saratoga die Waffen strecken. Dadurch waren die engl. Vortheile um so mehr ausgeglichen, als bald darauf Frankreich (6. Febr. 1778) sich mit den V. S. verbündete), wodurch später auch Spanien und Holland in den Krieg verwickelt wurden. England wurde dadurch in Europa, West- u. Ostindien beschäftigt, 1780 erhielten die V. S. ein franz. Hilfscorps unter Rochambeau (unter den Freiwilligen, welche der Kampf in Nordamerika herbeizog, befanden sich Lafayette, Kosziusko, Pulawski, die deutschen Edelleute Kalb und Steuben), und ein Anlehen von 16 Mill. Liv.; noch errangen die Engländer einige Erfolge; als jedoch ihr bester General, Lord Cornwallis, am 17. Oct. 1781 zu Yorktown in Virginien mit 7000 Mann sich ergeben mußte, sah England die Unmöglichkeit ein, die Kolonien zu unterwerfen, u. anerkannte 3. Sept. 1783 im Frieden zu Versailles deren Unabhängigkeit, obwohl das damalige Wighministerium dies als ein großes Unglück für die politische Machtstellung Englands erkannte. Die V. S. traten aus dem Kriege mit 43 Mill. Doll. Bundesschulden, ein großer Theil des Landes war verheert, die Bevölkerung selbst war in 2 Parteien gespalten: Wighs oder Föderalisten (aristokratische Färbung, mit der Tendenz, die Gewalt der einzelnen Staaten auf Kosten der Centralgewalt auszudehnen) und Torys oder Demokraten (Antiföderalisten, Locofocos etc.), so daß erst 1788 die Unionsverfassung in ihrer jetzigen Form zu Stande kam u. 1789 in das Leben trat. Erster Präsident wurde Washington, der nach seiner Wiedererwählung das Princip der Neutralität in europ. Händeln bei dem Ausbruche des Coalitionskrieges gegen das revolutionäre Frankreich geltend machte, obgleich das nordamerikan. Volk Partei nehmen wollte u. die franz. Regierung ihn möglichst drängte. Ihm folgte 4 Jahre sein Freund John Adams (s. d.), der eine Ausgleichung mit Frankreich herbeiführte, das den Zwischenhandel zwischen Frankreich u. England den Nordamerikanern untersagt hatte. Der Demokrat Jefferson (s. d.) nahm hierauf 1800–1808 den Präsidentenstuhl ein, der 1803 von Frankreich Louisiana kaufte, wodurch die Union Gebieterin des Missisippi wurde; unter ihm begann England seine Vexationen gegen die Nordamerikaner, unter deren neutraler Flagge der ganze westind. Handel betrieben wurde; seit 1805 durchsuchten die Engländer alle nordamerikan. Schiffe, nahmen die weg, welche für Häfen bestimmt waren, die in Blokadezustand erklärt waren od. franz. Gut führten, und preßten Matrosen auf nordamerikan. Schiffen für engl. Dienst. Jefferson setzte 1807 ein allgemeines Embargo auf die nordamerikan. Schiffe durch und hob dadurch die nordamerikan. Schiffahrt nach allen fremden Häfen auf, Präsident Madison (s. d.) aber schloß 1809 den engl. Schiffen die nordamerikan. Häfen, öffnete sie 1811 den franz., rief den Gesandten aus London ab u. erklärte 1812 den Krieg. In diesem zeichnete sich die nordamerikan. Seemacht, obwohl nur aus wenigen Fregatten, Schoonern, Briggs und Corvetten bestehend, rühmlich aus; jedes nordamerik. Schiff nahm das ihm begegnende engl. von gleicher Stärke weg, die engl. Flottillen auf dem Erie- u. Champlainsee wurden vernichtet, dem engl. Handel durch Kaperei unermeßlicher Schaden zugefügt; aber der engl. Flotte unter Cochrane konnte es nicht verwehrt werden, den Potomak hinauszufahren, unter General Roß 6000 Mann zu landen, welche den Milizen mehre Schlappen beibrachten, in Washington die öffentlichen Gebäude verbrannten (24. Aug. 1814) und Baltimore in die äußerste Gefahr brachten; ebenso waren die mit numerischer Uebermacht ausgeführten Einfälle in Canada schmählich mißlungen, während gleichzeitig die Indianerstämme, die sich unter dem Häuptlinge Tecumseh vereinigt u. gräuliche Verwüstungen angerichtet hatten, mit Mühe zurückgetrieben u. theilweise vernichtet wurden. General Jackson schlug jedoch am 8. Januar 1815 den Angriff eines engl. Corps auf New. Orleans glänzend ab, nachdem in dem Frieden zu Gent (24. Dez. 1814) England bereits seine Ansprüche aufgegeben hatte. Schon seit 1789 war die Union in raschem Aufschwunge begriffen; die Zahl der Staaten vermehrte sich durch Vermont, Kentucky, Tenessee, Ohio, Louisiana, die Volkszahl stieg von 4 Mill. auf 9, die Indianer wurden von 1813–15 so weit gebracht, daß sie nur mehr für ihre Existenz, nicht mehr für Ueberwältigung der europ. Cultur am Missisippi fechten konnten; aber seit 1815 entwickelte sich die Macht der Union in einer wahrhaft beispiellosen Weise: 1816 trat Indiana, 1817 Missisippi, 1818 Illinois, 1819 Alabama, 1820 Maine, 1824 Missouri in die Union, die Volkszählung aber ergab 1820 über 91/2 Mill. E., was nicht allein von der Vermehrung der einheimischen Bevölkerung, sondern namentlich auch von der europ. Einwanderung herrührte, zu welcher Deutschland seit 1817 ein großes Contingent stellte. Nach 1817 war der Demokrat Monroe (s. d.) 8 Jahre Präsident, der die bekannte Monroe doctrine aufstellte und dem herabgekommenen Spanien Florida für 5 Mill. Doll. 1819 abdrängte. Unter der Präsidentschaft des Quincy Adams (s. d.) wurde der neue Tarif (Zollerhöhung auf eingeführte Fabrikate) zu Gunsten der industriellen nördlichen Staaten vorbereitet, was die nur Rohprodukte erzeugenden südlichen Staaten sehr erbitterte. Doch Präsident Jackson (1827–36) zwang das von Trennung sprechende Südcarolina durch ernsthafte Demonstrationen zur Nachgibigkeit, setzte den Tarif durch, bereitete aber auch dessen allmäliges Sinken vor, erhielt v. Frankreich 1835 die Bezahlung der stipulirten Entschädigungssumme für nordam. Bürger, welche durch das Continentalsystem in Verlust gekommen waren, u. versetzte die Indianer, die 1830–32 einen verzweifelten Aufstand wagten, über den Missisippi in das Indian Territory. Sein Hauptwerk ist aber der Sturz der V.-S.-Bank; die Regierung war bei derselben mit 1/3 der Fonds betheiligt u. gewährte ihr dadurch alle Vortheile des Nationalcredits und die Führung aller Geldgeschäfte des Staats. Durch zahlreiche Zweigbanken bemächtigte sich die Bank allmälig des ganzen Wechselgeschäfts u. beherrschte den Geldumlauf, gewann eben dadurch in den meisten Staaten einen überwiegenden polit. Einfluß u. schrieb endlich der Regierung selbst ihre Handelspolitik vor. Der Congreß wollte 1832 den Freibrief der Bank erneuern, Jackson aber legte sein Veto ein u. seine Wiedererwählung bewies, daß die Mehrzahl der Nation die Opfer zu bringen bereit war, welche mit dem Sturze der Bank, d.h. der verbündeten Geldaristokratie unvermeidlich eintreten mußten. Jeder Staat stürzte die Bank nach verzweifelten Anstrengungen sich zu halten; durch die zahllosen neuen Privatbanken wurde eine unendliche Masse Papiergeld in Umlauf gesetzt, was für einige Jahre einen unglaublichen Aufschwung der Geschäfte zur Folge hatte, endlich aber eine allgemeine Creditlosigkeit herbeiführte, als das Papier in Metall um gesetzt werden sollte. Banken und zahllose Privatpersonen bankerottierten, einzelne Staaten verweigerten die Bezahlung der Zinsen ihrer Staats schuld (Repudiationssystem), allein das Unheil war nur vorübergehend; der Fleiß und die Sparsamkeit der Nordamerikaner, die Ausbeutung des natürlichen Reichthums des Staates stellten bald das Gleichgewicht wieder her. Unter der Präsidentschaft Van Burens (1837–41) (s. Buren) wurde der Krieg gegen die Seminolen in Florida oder vielmehr die Jagd auf dieselben fortgesetzt, die Streitigkeiten mit England, welche durch die Theilnahme nordamerik. Bürger an dem Aufstand in Canada entstanden, gütlich beigelegt, und in Folge der großen Geld- u. Handelskrisis ein Anlehen aufgenommen. Sein Nachfolger Harrison, ein Föderalist, starb schon im April 1841 und wurde verfassungsgemäß durch den Vicepräsidenten Tyler (s. d.), einen Demokraten, ersetzt; England (Lord Palmerston) machte damals drohende Miene gegen die V. S., zuerst wegen einer Gränzstreitigkeit zwischen Maine u. dem brit. Gebiete, hierauf wegen des Durchsuchungsrechts, das Palmerston unter dem Vorwande dem Sklavenhandel zu steuern erneuert und durch Verträge mit den europäischen Großmächten zu sichern geglaubt hatte. Allein die V. S. beharrten in beiden Fällen auf ihrem Willen u. England ließ es sich gefallen; eben so unnachgibig bewiesen sie sich in der Frage wegen der Gränzen des Oregongebiets und 1845 nahmen sie sogar Texas, das sich von Mexico getrennt hatte, in die Union auf und betraten damit die Laufbahn der Eroberung, deren Ziel die Landenge von Panama ist; im gleichen Jahre wurden Iowa u. Florida als Staaten aufgenommen. Unter der Präsidentschaft des Demokraten Polk (1845–49) bestimmte der Congreß ohne Rücksicht auf England den 49° nördl. Breite als Gränze des Oregongebiets, gab jedoch die Schiffahrt auf dem Columbia auch für die Engländer frei, bekriegte 1846–48 Mexico, als diese Republik Texas nicht abtreten wollte, und gewann im Frieden zu Guadelupe Hidalgo 2. Febr. 1848 Texas, Neumexico, Utah u. Obercalifornien, wofür es 12 Mill. Doll. bezahlte. Damit faßte die Union festen Fuß am stillen Ocean, den sie in wenigen Jahren beherrschen und dadurch die Uebermacht in den Gewässern Chinas, Japans u. Ostindiens erlangen wird. Wisconsin wurde 1848, Obercalifornien 1850 als Staat aufgenommen; letzteres zog durch seinen Goldreichthum so viele Einwanderer an (selbst 30000 Chinesen), daß es wie durch Zauberschlag aus einer Einöde in einen Culturstaat verwandelt wurde. Der 1849 eintretende Präsident Taylor, ein Whig, starb 1850 u. hatte den Vicepräsidenten Fillmore zum Nachfolger, dieser 1853 den Demokraten Pierce, unter welchem die Union in ein sehr kritisches Stadium eingetreten zu sein scheint. Im Vordergrund steht die Sklavenfrage; die Sklaverei in den V. S. datirt nicht von 1783, sondern aus den Zeiten der Engländer, welche sich zu Anfang des vorigen Jahrh. (s. Assiento) das Monopol des Sklavenhandels erkämpft hatten, jetzt aber für gut finden, die Sklaverei auf jede Weise anzugreifen. In den V. S. leben gegenwärtig gegen 4 Mill. Sklaven, welche durch die Gesetzgebung der einzelnen Sklavenstaaten allerdings als eine niederere Menschenrace behandelt u. größtentheils selbst von den Segnungen des Christenthums ausgeschlossen werden. Daß aber die Sklaven in anderer Beziehung kein so hartes Loos haben, als man in Europa gewöhnlich glaubt, dafür bürgt der Eigennutz, welcher dem Sklavenhalter die Schonung dieses kostbaren Inventars aufnöthigt, und beweist die ungemeine Zunahme der Sklaven, welche nicht durch Sklaveneinfuhr (dieselbe ist streng verboten), sondern durch die natürliche Vermehrung erfolgt. Wenn die Partei der Abolitionisten (s. d), die ihren Hauptsitz in den nördl. u. nordwestl. Staaten hat, wo kein Plantagenbau möglich ist, aus christlichen und anderen Rücksichten auf die Abschaffung der Sklaverei drängt, so antworten die südl. Sklavenstaaten, daß sie die Abolition, falls sie durch eine Mehrheit im Congresse ausgesprochen würde, durch die Lossagung von der Union beantworten würden, was auch keine eitle Phrase ist, denn durch die Aufhebung der Sklaverei würde nicht nur der Plantagenbau und damit das Vermögen der Sklavenhalter augenblicklich vernichtet, sondern auch die weiße Bevölkerung durch die Ueberzahl der freigewordenen schwarzen u. bunten erdrückt werden. Die Sklavenstaaten setzen deßwegen alles daran, daß ihre Anzahl u. somit ihre Stimmen auf dem Congresse durch die Aufnahme neuer Sklavenstaaten verstärkt werde (wie durch Texas) und daß darum die Sklaverei in den von Mexiko eroberten Gebieten gesetzlich gestattet werde. Nach erbitterten Streitigkeiten kam 1850 ein Vergleich zu Stande, daß es den neuen Staaten und Gebieten freigestellt bleibe, ob sie die Sklaverei dulden wollen oder nicht, der auch 1854 erneuert wurde, als Nebraska u. das südlich an dasselbe stoßende Kansas als Gebiete organisirt wurden. Nach Kansas wanderten nun Anhänger beider Parteien ein, das benachbarte Missouri verstärkte aber die Partei der Sklavenhalter so nachdrücklich, daß diese ihre Gegner zu terrorisiren begann und ein Bürgerkrieg entstand, der bisher jedoch nur zu Scharmützeln geführt hat, wahrscheinlich auch durch die von dem Präsidenten befohlene Intervention der Regierungstruppen zu Gunsten der Sklavereipartei sich entscheiden wird. Die durch die Knownothings (s. d.) 1855 hervorgerufene Bewegung, welche von dem Präsidenten gleichfalls begünstigt wurde, scheint bereits für immer erlahmt zu sein, denn es leuchtete dem speculirenden Yankee zu schnell ein, was er verlieren müßte, wenn jährlich 200000 Irländer u. Deutsche ausblieben, deren Arme und Capital bisher so viel geschaffen haben u. so nutzbringend verwendet wurden! Pierce leistete auch dem Vorwärtsdrängen der V. S. gegen Süden allen Vorschub; seine Schuld war es nicht, daß Cuba von einer neuen Freischaarenexpedition verschont blieb, u. daß die des Abenteurers Walker 1853 nach Sonora mißglückte; er ließ denselben gewähren, als er 1855 ganz Nicaragua eroberte, als ein anderer Abenteurer, Kinney, den Hafen San Juan besetzte, u. kaufte 1853 im Gasdenvertrag für 10 Mill. Doll. (die aber noch lange nicht bezahlt sind) dem geldbedürftigen mexic. Dictator Santa Anna an der Südgränze ein großes Gebiet ab; ebenso schickte er eine starke Escadre (1853) nach Japan, welche 1854 einen, freilich noch sehr beschränkten, Handelsvertrag abschloß. Während des orientalischen Krieges erklärten die V. S. ihre Neutralität, die Volksmeinung sprach sich aber unumwunden zu Gunsten Rußlands aus und 1856 fand es England nach langen und sehr gereizten Unterhandlungen gerathen, seiner Schutzherrlichkeit über den König von Mosquitia zu entsagen u. die der schwachen Republik Honduras abgezwackte Insel Ruatan wieder zu räumen. Das Streben der Union geht offenbar dahin, sich Cubas und damit der Herrschaft über den mexikan. Golf zu bemächtigen, und mit noch größerem Eifer greift sie nach dem Isthmus von Centralamerika, hat ihn auch bereits in der Hand u. wird einen großen Theil des Verkehrs von Europa und Ostasien über Amerika leiten, wodurch die Union zur ersten commerciellen und politischen Macht der Erde wird. Nordamerikan. Literatur. Dieselbe ist ein Zweig der englischen, entwickelte sich aber bisher ziemlich langsam, weil die ganze Nation zu sehr von der Industrie u. dem Handel, sowie von der Politik, überhaupt von dem Aufbau eines gewaltigen Staates in Anspruch genommen wird. Die großen Staatsmänner sind seit Washington, Franklin, dem älteren Adams und Jefferson auch bedeutende Redner; die kühnen Reisenden und Abenteurer zu Land und See haben theilweise interessante Berichte über ihre Fahrten veröffentlicht (zuletzt Squier über Centralamerika). Die Naturwissenschaften sagen dem prakt. Geiste der Nordamerikaner besonders zu (Franklin, Silliman, Maury, Gilliß, Bache, Owen, Dana, Bowditch, Gould etc.); deßgleichen die Geschichte (Prescott, Wheaton, Bancroft, Sparks, Irwing). In der Philosophie ist nur die praktische Richtung vertreten (Franklin, Channing); in der Theologie ist neben der Sektirerei der Rationalismus entschieden vorherrschend. Als lyrische Dichter sind in Europa nur Bryant, Poe und neuestens Longfellow bekannt geworden, als Romanenschriftsteller Brown, die allgelesenen Cooper, Irving u. der Deutschamerikaner Seatsfield, endlich Mistreß Beecher Stowe, Miß Cumming u. Miß Warner (Elisabeth Wetherell). Ohne Zweifel wird Amerika auch in Literatur und Kunst bald das von Europa Empfangene reichlich zurückgeben, wie es bereits in Physik u. Technik begonnen hat.


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