Konrad von Marburg

Konrad von Marburg

Konrad von Marburg, Magister: Beichtvater der Landgräfin Elisabeth (s. d.), ein Glaubenseiferer, der seine übertriebene Strenge gegen sich selbst auch bei andern sehen wollte und sich furchtbar machte, seitdem er 1227 vom Papste zum Ketzermeister im deutschen Reich bestellt worden war. Man hat die Zahl seiner Opfer unstreitig sehr übertrieben, doch ist soviel gewiß, daß K., gestützt auf das Volk und unterstützt von einzelnen Minoriten und Dominikanern, die päpstlichen Vollmachten immer weiter überschritt, nach den Erzbischöfen u. dem Klerus so wenig fragte als nach dem deutschen König und allmälig immer häufiger ohne lange Untersuchung Ordalien anwendete und vorgebliche Ketzer verbrannte, die noch in den Flammen Christum u. Maria anriefen. Nachdem K. immer kühner werdend reiche Leute und adelige Herren, Grafen und eine Gräfin vor sein Gericht zog, hatte ein Graf von Sayn den Muth, an den Erzbischof von Mainz zu appellieren. Am 25. Juli 1233 fand ein Provincialconcil in Mainz den Grafen von Sayn unschuldig, dem K. wurde Mäßigung dringend eingeschärft und als derselbe zur Antwort in Frankfurt öffentlich das Kreuz gegen die Ketzer predigte, verklagten ihn die Erzbischöfe v. Mainz, Trier u. Köln sowie der deutsche König in Rom. Mit Geleit, das ihm der Erzbischof von Mainz gab, kehrte K. nach Marburg zurück, wurde aber in der Nähe der Stadt am 31. Juli 1233 von den Ministerialen von Dornbach aus Rachsucht überfallen und erschlagen. Schließlich ist zu bemerken: 1) nicht sein Tod, sondern das Mainzer Concil endete die gewaltsame Ketzerverfolgung, zumal außer K. noch andere und sogar unbefugte Ketzerverfolger ihr Unwesen trieben und an K.s Schicksal sich ein Exempel nahmen; 2) die Opposition gegen K. war keine gegen die kirchliche Inquisition, letztere blieb unangetastet und K.s willkürliches Verfahren hatte die gute Folge, daß das Verfahren gegen Ketzer genauer geregelt wurde; 3) von einer Heiligsprechung K.s durch Papst Gregor IX. weiß man in der katholischen Kirche nichts; dagegen ist historisch richtig, daß Gregor IX. sofort K.s Vollmachten zurückzog (die Nachricht hievon ersparte dem K. sein Tod) und sich wunderte, weßhalb man im deutschen Reich ein solches Unwesen so lange geduldet habe, ohne nach Rom zu berichten. Vgl. Ketzergericht.


http://www.zeno.org/Herder-1854.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Konrad von Marburg — Konrad von Marburg: Detail eines Glasfensters in der Marburger Elisabethkirche Konrad von Marburg (* um 1180 90; † 30. Juli 1233 in Beltershausen bei Marburg) war ein hochmittelalterlicher Priester und Magister, erfolgreicher Kreuzzugsprediger,… …   Deutsch Wikipedia

  • Konrad von Marburg — Konrad von Marburg, detail of a 13th century church window, Elisabeth Church, Marburg. Konrad von Marburg (sometimes Anglicised as Conrad of Marburg; died 30 July 1233) was a medieval German inquisitor. He was commissioned by the Pope to combat… …   Wikipedia

  • Konrad von Marburg — Konrad von Marburg, berüchtigter »Ketzermeister«, wahrscheinlich dem Orden der Dominikaner angehörig, ward von Papst Gregor IX. als Visitator der Klöster nach Deutschland gesandt und hier 1226 Beichtvater der Landgräfin Elisabeth von Thüringen,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Konrad von Marburg — Konrad von Marburg,   Inquisitor, ✝ bei Marburg 30. 7. 1233; Prämonstratenser des Klosters Arnstein; tat sich als Propagandist der Kreuzzüge hervor, sammelte dazu Gelder und war v. a. an der Vorbereitung des Kreuzzugs von 1228 29 maßgeblich… …   Universal-Lexikon

  • Konrad Von Marburg — ▪ German inquisitor English Conrad Of Marburg born c. 1180, probably near Marburg, Thuringia died July 30, 1233, near Marburg       first papal inquisitor in Germany, whose excessive cruelty led to his own death. In 1214 he was commissioned by… …   Universalium

  • Summa Vitae (Konrad von Marburg) — Die Summa vitae beschreibt das Leben der Elisabeth von Thüringen; Kreidelithographie nach dem Gemälde von Hans Holbein, d. Ä., frühes 19. Jahrhundert Die Summa vitae ist die älteste Lebensbeschreibung der Elisabeth von Thüringen und wurde von… …   Deutsch Wikipedia

  • Konrad von Thüringen — Konrad von Thüringens Grablege in Marburg Konrad von Thüringen, auch als Konrad Raspe bekannt, (* um 1206; † 24. Juli 1240 in Rom) war ein Schwager der heiligen Elisabeth und von 1239 bis 1240 Hochmeister des Deutschen Ritterordens …   Deutsch Wikipedia

  • Konrad von Thüringen — (English: Conrad of Thuringia) (ca. 1206 – 24 July 1240) was the fifth Grand Master of the Teutonic Knights, serving from 1239 to 1240. A Landgrave of Thuringia from 1231 to 1234, he was the first major noble to join the military order. Conrad… …   Wikipedia

  • Konrad von Ammenhausen — (born ca. 1300) was a Swiss Benedictine monk and priest at Stein am Rhein.He is primarily known for his Schachzabelbuch , a Middle High German verse translation of the Liber de moribus hominum et officiis nobilum ac popularium super ludo… …   Wikipedia

  • Konrad IV. von Tann — Konrad IV. von Tann, auch von Thann oder von Dahn, (* ?; † 24. Dezember 1236, in Speyer) war von 1233 bis 1236 der 48. Bischof von Speyer. Inhaltsverzeichnis 1 Familiäres Umfeld 2 Leben des Bischofs 3 Wappen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”