Gehirn

Gehirn

Gehirn, das, kommt in ausgedehnter Bedeutung als Centraltheil eines Nervensystems bis zur untersten Klasse des Thierreichs vor, im engeren Sinne ist es nur den Wirbelthieren eigen. Man unterscheidet zwischen großem u. kleinem G. Beide kommen bei allen Wirbelthieren vor, allein ihre Gestalt und das gegenseitige Verhältniß sind verschieden. Das G. besteht wesentlich aus mehren paarigen Theilen u. einem oder mehren unpaarigen Verbindungsgliedern. Es ist nichts weiter als eine höhere Entwicklung des Rückenmarks, das gleichfalls aus paarigen und unpaarigen Theilen besteht. Die in unnennbarer Zahl im thierischen Körper vertheilten Primitiv-Nervenfasern, welche bereits im Rückenmark einen Vereinigungspunkt gefunden haben, setzen sich in das G. fort, ebenso diejenigen Nervenfasern, welche den höheren Sinnenwerkzeugen, wie mittelbar od. unmittelbar diejenigen, welche der rein negativen Thätigkeit des thierischen Körpers vorstehen. Außerdem wird das Volumen des G.s durch die dem G. eigene Zwischensubstanz vermehrt. Man unterscheidet eine graue u. eine weiße Substanz. Jene ist blutreich, markig, diese gestreift, blutärmer. Das große G. des Menschen besteht im wesentlichen aus 2 Hemisphären, die im Innern eine Höhle, den seitlichen G.ventrikel enthalten, unter sich und mit einem unter ihnen liegenden gemeinschaftl. Ventrikel zusammenhängen. In diesen seitlichen Ventrikeln unterscheidet man 1 vorderes und 2 hintere Hörner. Die wichtigsten Hervorragungen daselbst sind der gestreifte Körper (corpus striatum) und der Sehhügel (thalamus nervorum opticorum), Als Verbindungsglied zwischen großem u. kleinem G. sind die Vierhügel (corpora quadrigemina) mit der Zirbel (glandula pinealis) anzusehen. Unter dem großen G., bedeckt von dessen hinteren Lappen, liegt das kleine. Wie die beiden Hemisphären des großen G.s durch den Balken (corpus callosum), das Gewölbe (fornise) und die Comissuren, so hängen die beiden seitlichen Theile des kleinen G.s durch den Wurm (vermis), einen markigen Querstreifen, zusammen. Die Vereinigung endlich zwischen großem, kleinem G. und Rückenmark ist vor allem in der großen ringförmigen Hervorragung an der Unterfläche des G.s (protuberantia annularis) oder der Varols-Brücke (pons Varolii) zu suchen. Die gesammte Oberfläche des G.s hat das Ansehen vielfach verschlungener Darmwindungen. Diese Windungen sind nur dem Menschen und den Säugethieren eigen. An der der Schädelhöhle zugekehrten Unterfläche sind außer der Varolsbrücke noch die sog. G.stiele (pedunculi cerebri), der Trichter (infundibulum), die Kreuzung der Sehnerven (chiasma nerv. optic.) und die Ursprünge sämmtlicher 12 Gehirnnervenpaare zu unterscheiden. Die unmittelbare Hülle des G.s ist eine seröse, mit Gefäßen vielfach durchzogene durchsichtige Haut, Spinnwebehaut und Gefäßhaut, diese ist umgeben von der harten Hirnhaut (dura mater), welche mehrfache zwischen die einzelnen G.abtheilungen eingreifende Falten, insbesondere eine zwischen beiden Hemisphären des großen G.s, den sichelförmigen Fortsatz u. zwischen dem großen und kleinen G. das G. zelt (tentorium cerebelli) bildet. Das Ganze endlich ist umschlossen von der knöchernen Hülle der Schädelknochen.


http://www.zeno.org/Herder-1854.

Игры ⚽ Нужна курсовая?
Synonyme:

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gehirn — (Hirn, Cerebrum, Encephalon; hierzu Tafel »Gehirn des Menschen«), bei den Wirbeltieren der im Kopf gelegene umfangreiche und hochorganisierte vordere Teil des Zentralnervensystems, der sich nach hinten in das Rückenmark fortsetzt; bei Wirbellosen …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Gehirn — Gehirn. Die in dem Schädel befindliche Höhle ist mit einer weichen Substanz erfüllt, welche das Organ der geistigen Empfindungen und Seelenthätigkeiten bildet. Noch ist es den Naturforschern nicht gelungen, die Art und Weise der Thätigkeit… …   Damen Conversations Lexikon

  • Gehirn — des Menschen …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Gehirn — [Aufbauwortschatz (Rating 1500 3200)] Bsp.: • Das Gehirn ist ein Teil unseres Kopfes …   Deutsch Wörterbuch

  • Gehirn — (Encephalum), I. (Anat.), das Hauptorgan des thierischen höheren Lebens. Es mangelt nur Thieren, welche auf den tiefsten Stufen der Animalität stehen; bei mehreren Würmern, sowie bei Insecten, bildet es jedoch nur das kleine Kopfende eines… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Gehirn — (Encephălum), das innerhalb der Schädelhöhle gelegene Zentralorgan des Nervensystems [Tafel: Nervensystem I], der Sitz der Intelligenz und der psychischen Tätigkeiten, sowie das Zentrum für die Sinnesempfindungen und willkürlichen Bewegungen,… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Gehirn — Gehirn, im Kopfabschnitt gelegener, durch Verschmelzung von Ganglien entstandener Teil des Zentralnervensystems bei verschiedenen Tiergruppen, der Meldungen aus den Sinnesorganen auswertet und die Körpertätigkeiten steuert. Besonders hoch… …   Deutsch wörterbuch der biologie

  • Gehirn — ↑Cerebrum …   Das große Fremdwörterbuch

  • Gehirn — ↑ Hirn …   Das Herkunftswörterbuch

  • Gehirn — Als Gehirn (Hirn, lateinisch cerebrum, altgriechisch ἐγκέφαλον, enképhalon) bezeichnet man den im Kopf gelegenen Teil des Zentralnervensystems (ZNS) der Wirbeltiere. Es liegt geschützt in der Schädelhöhle, wird umhüllt von Hirnhaut und besteht… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”